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Zu dem Thema: Kammergericht Berlin - Auseinandersetzung zwischen dem ehem. Politoffizier Sven Hüber und dem Autor Roman Grafe


Zu dem Thema: Kammergericht Berlin - Auseinandersetzung zwischen dem ehem. Politoffizier Sven Hüber (heute Personalratsvorsitzender bei der Bundespolizei) und dem Autor Roman Grafe

Donnerstag 8. März 2007 in ARD KONTRASTE wurde ein Beitrag gesendet!
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Leben

Sven Hüber war Politoffizier in der DDR-Grenztruppe im Berliner Regiment 33 (Treptow). Als Politoffizier war er für die politische Schulung und Indoktrination der Soldaten zuständig. Vor Gericht sagte Hüber rückblickend, er habe nur FDJ-Arbeit geleistet. Das hat unsere Kanzlerin auch gemacht. [1]

Nach der Wende setzte Hüber seine Karriere beim Bundesgrenzschutz, der heutigen Bundespolizei, fort. Dort ist er mittlerweile Erster Polizeihauptkommissar. Weiterhin ist Hüber Vorsitzender des Hauptpersonalrates der Bundespolizei und insoweit der führende Personalvertreter der rund dreißigtausend Bundespolizisten. Er ist außerdem Berichterstatter des Hauptpersonalrates für den Aufstieg in den höheren Polizeivollzugsdienst in der Bundespolizei. Er entscheidet mit, wer in die höchste Laufbahn aufsteigen darf.

 

Auftritt in den Medien

Das WDR-Schulfernsehen hat mit Sven Hüber als Gesprächspartner einen Film über Jugend in der DDR produziert, den der Sender für Schüler ab 8. Schuljahr empfiehlt. In dem Film heißt es: 1964 in Görlitz geboren, gehört Sven Hüber zu der DDR-Generation, für die die Mauer und das geteilte Deutschland eine Selbstverständlichkeit, ja fast schon ein Naturereignis, ist. [...] Nach der Schulzeit meldet sich Sven freiwillig zu den Grenztruppen und startet seine Offizierslaufbahn. Ein Dienst, der nur für ausgewählte Soldaten in Frage kommt, denn die Grenze ist die Achillesferse des Landes. Genauere Angaben zu Svens früherer Tätigkeit spart der von der privaten Produktionsfirma Wellenreiter-TV produzierte Beitrag allerdings aus. [2]

Einen Namen hat sich Hüber unter anderem mit der Verteidiung von Hubschraubereinsätze gegen Sprayer gemacht. [3] In der Berliner Zeitung sprach er sich gegen Hubertus Knabe als Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen aus, da dieser behauptet habe, 1945 hätte es keine Befreiung, sondern nur den Beginn einer neuen Diktatur gegeben. [4]

Klage gegen Buchautor

2004 erwähnte der Autor Roman Grafe in seinem Buch Deutsche Gerechtigkeit. Prozesse gegen DDR-Grenzschützen und ihre Befehlsgeber, dass Hüber 1989 als Politoffizier im Berliner Grenzregiment 33 (Treptow) diente. In Hübers Abschnitt wurde am 6. Februar 1989 Chris Gueffroy, das letzte Opfer, das durch Waffeneinsatz an der Innerdeutschen Grenze ums Leben kam, erschossen.

Grafe gibt Hüber in seinem Buch indirekt eine moralische Mitschuld am Tod des DDR-Flüchtlings. Hüber klagte vor dem Landgericht Berlin gegen die Verbreitung des Buches. Hüber wies eine Mitverantwortung für die Ermordung Gueffroys von sich und berief sich auf den Schutz seiner Anonymität. Es gebe, so Hüber, kein öffentliches Interesse an der Nennung seines Namens.

Das Berliner Landgericht folgte der Argumentation Hübers und untersagte mit Urteil vom 2. Februar 2006 dem Siedler-Verlag die weitere Verbreitung der Publikation. Mit der gleichen Begründung wurde der Süddeutschen Zeitung eine Berichterstattung über das Verfahren untersagt. Verlag, Autor und Süddeutsche Zeitung haben gegen das Urteil Berufung eingelegt. Eine Entscheidung wird für März 2007 erwartet.

Protestaufruf

Im Dezember 2006 veröffentlichte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) einen Aufruf zahlreicher Prominenter, in dem diese gegen ein Verbot des Buches protestieren. Moralische Mitschuld, so ihr Vorwurf, dürfe nicht mehr benannt werden. Die Hintermänner der verurteilten Täter, die ideologischen Scharfmacher und ihre im vereinten Deutschland fortgesetzten Karrieren stünden außerhalb jeder Kritik. Zu den Unterzeichnern gehören Wolf Biermann und Ralph Giordano, aber auch etliche Wissenschaftler, Juristen und Polizeibeamte. Unter anderem haben auch die Richter Hansgeorg Bräutigam (Vorsitzender Richter im Honecker-Prozess) und Friedrich-Karl Föhrig (Vorsitzender Richter im Grenztruppen-Prozess) den Aufruf, der später von der Robert-Havemann-Gesellschaft übernommen wurde, unterschrieben.

Literatur

  • Roman Grafe: Deutsche Gerechtigkeit. Prozesse gegen DDR-Grenzschützen und ihre Befehlsgeber. München: Siedler, 2004. ISBN 3-88680-819-X

  • Lutz Rathenow: Zwischen Verdrängung und Entlarvung. Der lange Abschied von der DDR. Gesendet auf WDR 3 (Gedanken zur Zeit), 11. November 2006.

  • Regina Mönch: Deutsche Gerechtigkeit. Die zweite Karriere des Politoffiziers. In: Frankurter Allgemeine Zeitung, 5. Dezember 2006.

  • Thierse protestiert gegen Buchverbot. SPD- und Unionspolitiker für Aufklärung der DDR-Diktatur. In: Süddeutsche Zeitung, 8. Dezember 2006.

  • Joachim Güntner: Exempel einer Wende. In: Neue Zürcher Zeitung, 9. Dezember 2006.

  • Tilmann Lahme: Namenlose Mitverantwortung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Januar 2007.

Weblinks

Quellen

  1. ^ Renate Oschlies: Ex-Politoffizier will nicht genannt werden. DDR-Grenzschützer klagt gegen Autor und Verlag. In: Berliner Zeitung, 9. Dezember 2005.

  2. ^ Alessandro Nasini: Jugend in der DDR. WDR-Schulfernsehen, 11. Dezember 2003.

  3. ^ Hans H. Nibbrig: Polizei und BGS forcieren den Kampf gegen Sprayer. In: Berliner Morgenpost, 9. April 2005.

  4. ^ Sven Hüber: Unerträgliche Äußerung des Herrn Hubertus Knabe (Leserbrief). In: Berliner Zeitung, 10. Mai 2004.

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Aus einer Zuschrift zu diesem Thema:

Ich kenne Herrn Grafe ... als grundehrlichen, mutigen, sehr talentierten Autor.
Dieser Akt von Zensur ist absolut nicht akzeptabel... Und es ist vollends unverständlich, wieso das Bundesinnenministerium diesen tollen Politoffizier nicht fallen lässt. Der ... ist nämlich Chef des Hauptpersonalrates der Bundespolizei, trinkt sozusagen alle vier Wochen Kaffee mit Schäuble.

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Vormerken:

Buch-Tipp: "Die geschönte Diktatur" von Hubertus Knabe  erscheint voraussichtlich Ende März 2007!