" Nach Gutsherrenart "
Geschichte am Rande, damals den SED-Genossen sehr peinlich. Im thüringischen Bad Langensalza gründete Ernst Großmann 1952 (am 30. Juni 1953 war Ulbrichts 60. Geburtstag) die "erste" LPG der DDR. Dorthin wurden finanzielle Mittel ohne Ende gepumpt, es war der reinste Chaoten-Verein. Die selbstständigen Bauern aus der Umgebung lachten nur (habe darüber einiges gelesen und auch publiziert). Großmann als Günstling Ulbrichts saß sogar im SED-Zentralkomitee. Plötzlich flog er dort Ende der 1950er Jahre heraus, durfte aber seinen Posten als LPG-Vorsitzender behalten. Er hatte seine Vergangenheit "verschiegen" (Mitglied der sudetendeutschen Henlein-Partei, Angehöriger der Wachmannschaft im KZ Sachsenhausen).
Es darf niemals der Zusammenhang zwischen "Bodenreform" (Schaffung nicht überlebensfähiger kleinster Bauernstellen) und der später begonnenen und vollendeten Zwangskollektivierung der Landwirtschaft in der DDR außer Acht gelassen werden. Dass die Kommunisten nach 1945 und 1960 dabei ganz bewusst Versorgungskrisen in Kauf genommen hatten, sei nur am Rande erwähnt.
Hierzu:
Anmerkungen von Manfred Graf v. Schwerin, ARE:
"Nach Gutsherrenart: Aus der erfolgreichen Werbung für die leckeren UNOX-Suppen aus den 60 er Jahren meinten irgendwelche Scheuklappen-Ideologen einen Klischee-Begriff gegen die "Junker" ableiten zu müssen. Das Klischee wird inzwischen zeitgeistgemäß häufig dann angewendet, wenn irgendein politischer oder persönlicher Gegner oder Feind etwas macht oder sagt, was der Klischee-Benutzer als „selbstherrlich“ ansieht und/ oder ihm oder ihr nicht passend erscheint, mit ihm nicht abgestimmt ist öder ähnliches.
Unabhängig einmal von der ideogischen Mottenkiste und Feinbild-Erhaltung : „ Alles Rücksichtslose kommt von den Gutsherren“ - ähnlich wie früher „ Die Juden sind an allem schuld...“-:
Es geht in Wahrheit um das Verantwortungsgefühl für die dem Gutsherrn einst Anvertrauten in einer zwar vergangenen Wirklichkeit, zum Teil mit Elementen einer patriarchalischen Ordnung.
Es geht auch um Verbundenheit und menschliche wie wertkonservative Grundsätze, die als unzeitgemäß oder der Gleichschaltung im Wege stehend gebrandmarkt werden sollen.
Warum wohl durfte die so berühmte Fontane- Ballade über „ den von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ in den DDR-SED-Schulbüchern nicht vorkommen? Der seine Dorfbewohner liebende , der mit der „segnenden Hand“ - , igitt , wie unpassend diese „Gutsherrenart“...
Herr Gruhle hat recht:Mit dem Gefasel über „Gutsherrenart“ bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit soll ein Klischee weiter befördert werden, daß eigentlich seit dem elenden Ende des real vegetierenden Sozialismus in den Müll gehört – oder eben artgerecht als Werbebegriff für gute Suppen oder sonstige erlesene Erzeugnisse weiterverwendet werden sollte.
Übrigens:Man könnte ja mal eine Zusammenfassung über verballhornte Begriffe machen, die belegen, wie mit falsch verwendeten Klischee-Begriffen „Politik“ gemacht und Interessen bestimmter Leute vertreten und Vorurteile erhalten werden sollen: „nach Gutsherrenart“, „demokratische Boden- und Industriereform“,„ Privatisierung ehemals volkseigener Flächen und Betriebe“;es gibt noch mehr...
Manfred Graf v. Schwerin