Abgeschickt von Jürgen Gruhle am 09 November, 2004 um 23:28:24
Verehrte Leserinnen und Leser des Forums der ARE,
wir haben heute, trotz der Tatsache, dass eine große Anzahl von Opfern der Kommunisten eigentlich keinen Grund zum Feiern hat, ich denke zum Beispiel an die 1945 im Zuge der "Bodenreform" Bestohlenen, aber auch zum Beispiel an die Inhaftierten des "Gelben Elends" in Bautzen, zumindest einen Grund, der Vergangenheit zu gedenken. Die Mauer ist seit 15 Jahren weg!
Leider ist ein nicht unerheblicher Teil des Wissens um die Geschichte der Zeit von 1945 bis 1990, also der Geschichte um die Teilung Deutschlands, verloren gegangen. Oder zu wenig beachtet worden. Oder verloren gegangen worden.
Ich möchte versuchen, künftig für jeden Tag dieser abgelaufenen Zeit ein Erinnerungsdatum in das ARE-Forum zu stellen. Ich meine, dass, wie schon Goethe schrieb, wer die Geschichte nicht kennt, der könne auch die Gegenwart nicht begreifen.
Aus gegebenem Anlass beginnen wir mit dem 9. und dem 10. November 1989.
09.11.1989: SED-Politbüromitglied Schabowski erklärt während einer Pressekonferenz, dass DDR-Bürger Privatreisen in das Ausland künftig ohne das Vorliegen von Voraussetzungen beantragen dürften. Die Volkspolizeikreisämter hätten Visa zur Ausreise unverzüglich zu erteilen. Tausende Ost-Berliner Bürger strömen noch am gleichen Abend zu den Grenzübergangsstellen, auf Grund des Andranges werden die Schlagbäume geöffnet. In Berlin spielen sich ergreifende Szenen ab. Die Mauer ist geöffnet. In den nächsten Tagen stehen DDR-Bürger vor den Pass- und Meldestellen Schlange, um den begehrten Visumsstempel in ihren Personalausweis zu erhalten. Der Eisenbahn- und PKW-Verkehr in Richtung Bundesrepublik bricht zusammen, Wartezeiten und Staus müssen in Kauf genommen werden. Von der Bundesrepublik wird für einreisende Besucher aus der DDR ein Begrüßungsgeld in DM gezahlt, einzelne Bundesländer erhöhen diesen Betrag noch einmal. Der Bundestag unterbricht seine laufenden Beratungen und stimmt die Nationalhymne an.
10.11.1989: Der Parteichef der bulgarischen Kommunisten, Todor Schiwkow, wird abgelöst, der Führungsanspruch der Partei nach Massendemonstrationen aufgegeben.
10.11.1989: An der Glienicker Brücke wird der erste neue Grenzübergang zwischen Potsdam und Berlin-Zehlendorf eröffnet. Willy Brandt erklärt auf einer Kundgebung in West-Berlin, dass jetzt wieder zusammenwachsen würde, was zusammen gehöre.
10.11.1989: Vom Hauptausschuss der DDR-CDU wird Lothar de Maiziere zum neuen Parteivorsitzenden gewählt, nachdem Gerald Götting zurückgetreten war.